Heute ist der 16. März, und in diesem Monat ist schon so viel geschehen, dass keine Zeit war zum Schreiben, denn wenn Gegenwärtiges allgegenwärtig ist, wo findet sich dann Raum für Vergangenes und Zukünftiges? Letzte Nacht mehrmals
aufgestanden, um verschiedene Briefe zu schreiben, private und weniger private. Heute morgen dann über eine Klage von Jeremia nachgedacht und versucht sie betend zu verstehen: "Losung und Lehrtext für Donnerstag, den 16. März 2017 - Warum
nimmt mein Leiden kein Ende? Warum will meine Wunde nicht heilen? Ich setze meine ganze Hoffnung auf dich; aber du lässt mich im Stich wie ein Bach, der im Sommer versiegt! - Jeremia 15,18 - Jetzt sehen wir alles in einem
Spiegel, in rätselhafter Gestalt, dann aber von Angesicht zu Angesicht. - 1.Korinther 13,12 - Aber das Wort vom Spiegel, in dem wir alles sehr verzerrt und unvollkommen sehen, ist ein Trost, ein Verweis auf zukünftige bessere Erkenntnis.
Frühmorgens noch einen lesenswerten Leserbrief vom Vortag zur Situation in der Türkei gelesen: «Wie wäre es denn mit folgender halbseitigen Anzeige in türkischen Tageszeitungen in der Türkei und Deutschland, natürlich
auf Türkisch: "Liebe türkische Freunde, lieber Herr Erdoğan, wir Deutsche haben mit dem Nationalsozialismus unendliches Leid über die Welt und unser Volk gebracht. Aber wir haben daraus gelernt, dass die Konzentration politischer Macht auf eine
Person, die Förderung einer willfährigen Legislative und Judikative, die Beseitigung kritischer Journalisten und andersdenkender Politiker in den politischen, demokratischen Abgrund führt. Wir hoffen, dass Sie, lieber Herr Präsident, daraus
lernen und Ihrem Volk diesen Schaden nicht zufügen. Es wäre eine Freude für alle, die an ein friedliches, entspanntes und achtungsvolles Zusammenleben glauben. Liebe Grüße von Ihren deutschen Freunden. P.S.: Und binden Sie bitte Ihren
,diplomatischen' Außenminister in den Lernprozess mit ein." Es wäre doch interessant, welche türkische Zeitung sich trauen würde, das so zu veröffentlichen. Ich wäre bereit, mich mit 100 Euro an den Anzeigenkosten zu beteiligen.»
- Udo Irschik, Hohenwestedt, in: Husumer Nachrichten, 15.3.17, Leserbriefe, Aus der Historie lernen, Zur Debatte um die deutsch-türkischen Beziehungen
Etwa um 6:40 dann Abfahrt aus Husum, pünktlich um 8:00 in Kolding, so dass unser Sohn uns
zum Bahnhof fahren konnte. In der Bibliothek Informationen zu Veranstaltungen in Kolding und Haderslev im Reformationsjahr gefunden. Der Zug nach Kopenhagen war leicht verspätet, aber pünktlich am Hovedbanegård. Im Zug saßen neben uns
zwei Frauen, die sich ununterbrochen über Familie, gemeinsame Verwandte und Bekannte, vergangene und zukünftige Urlaubsziele unterhielten. Als die eine der beiden Frauen in Bezug auf ein Reiseland, mit dem uns viele eindrückliche Erlebnisse
verbinden, sagte: "Thailand er brugt", regte sich ein Groll gegen sie in meinem Herzen: Wie kann man ein Land als verbraucht bezeichnen? Kurz vor Ankunft am Hauptbahnhof versöhnte sie uns mit Bonbons, als hätte sie mein Herz gelesen.
Für
den Flug nach Rīga mussten wir nur noch einen Koffer abgeben; der Flug in einem Propellerflugzeug von Bombardier war angenehm. In Rīga angekommen wussten wir nicht, was wir mit den sechs Stunden Aufenthalt anfangen sollten, blieben dann aber bis Abflug im
neuen Flughafengelände. Auf sich drehenden Säulen fanden sich in lettischer und englischer Sprache Zitate, die mit Fliegen und Flügeln zu tun haben: "Die Seele hat Illusionen so wie der Vogel Flügel hat; sie wird von ihnen getragen." -
Victor Hugo / "Wenn du einmal das Fliegen geschmeckt hast, wirst du für immer mit himmelwärts gerichteten Augen über die Erde wandern." - Leonardo da Vinci / "Wenn du ohne Flügel geboren sein solltest, dann unternimm nichts, um sie am Wachsen
zu hindern." - Coco Chanel
Der Flug von Rīga nach Israel verlief ohne besondere Vorkommnisse, wenn man vom Essen, Trinken und Lesen absieht. So um vier Uhr morgens landeten wir dann in Tel Aviv (Bedeutung des Namens: Hügel des Frühlings)
und wurden mit der Inschrift "Beruchim haba'im" (= Herzlich willkommen) empfangen, wodurch Erinnerungen an ein Psalmwort wachgerufen wurden: "Baruch haba beschem Adonaj" = "Gesegnet der da kommt im Namen des Herrn." - s. Psalm 118,26 - http://bibeltext.com/text/psalms/118-26.htm -
"Baruch haba beschem Adonaj/berachnuchem mibet Adonaj" = "Gesegnet der da kommt im Namen des Herrn/wir segnen die aus dem Hause des Herrn sind." Ach, möchten wir doch würdig sein dazuzugehören!
Freitag,17. März
Nun saßen
wir also nach einem langen Tag und wenig Schlaf frühmorgens am Flughafen in Tel Aviv. Jemand wollte uns weismachen, dass wegen Bauarbeiten keine Züge fahren würden, aber um fünf Uhr ging das Absperrgitter zum Bahnhof auf und wir konnten
den ersten Zug ins Zentrum von Tel Aviv nehmen. Da fragten wir uns nach der Bushaltestelle Richtung Netanya durch und kamen wohlbehalten mit dem für den Bus etwas sperrigen Reisegepäck in Netanya an. Auf dem Weg von der Bushaltstelle zur Mittelmeerküste
frühstückten wir. Um ca. acht Uhr waren wir am Ziel, dem Parkhotel Netanya angekommen, wo wir unsere Reisebegleiter für die nächsten Tage im Frühstücksraum antrafen.
Nach einer langen Reise (Abfahrt Do 16.3.. 6:40 von Husum;
Ankunft Fr 17.3. 8:00 Ortszeit im Malon Park Hajam = SeaParkHotel in Netanya; Verkehrsmittel in chronologischer Reihenfolge: Auto, Bahn, Flug Kopenhagen-Riga, Flug Riga-Ben Gurion, Zug Tel Aviv Savidor, Bus nach Netanya, Fußweg durch die Stadt zum Hotel,
wo wir dann unsere Reisebegleiter, die uns von Berlin aus vorausgeflogen waren, trafen) von über vierundzwanzig Stunden - davon sechs Stunden Wartezeit in Riga - waren wir endlich am östlichen Mittelmeer in der Levante - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Levante - angekommen.
Und dann waren wir gleich wieder unterwegs, haben uns die Ausgrabungen einer Stadt mit großer Geschichte angeschaut: Caesarea - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Caesarea_Maritima .
Caesarea muss eine imposante Stadt gewesen sein und von großer historischer Bedeutung eventuell bis heute: Caesarea ist mit Namen wie Paulus (s. Apostelgeschichte), Helena (Mutter des römischen Kaisers Konstantin) und Rabbi Akiba verbunden. Und
als Jesus in Caesarea Philippi von den Häusern, die auf Sand und Stein gebaut sind, spricht, mag es sein, dass er sich gleichnishaft auf diese beiden Städte bezieht. Nach ausgiebigem Spaziergang durch die Ruinen der wohl auf Sand gebauten Stadt Caesarea
Maritima sind wir noch zu den Resten des Aquäduktes gefahren. Mit einem Abendspaziergang auf der Promenade in Netanya und einem Abendessen ging dann unser erster Tag in Israel zu Ende.
Sonnabend/Sabbat,18. März
Beim
Frühstück im Parkhotel ist die Gegenwart des Sabbat zu verspüren, unter anderem an der Form der Kaffeezubereitung. Nach dem Frühstück geht es Richtung Haifa; dort werfen wir von oben einen Blick in die Gärten der Bahai - http://www.israelmagazin.de/israel-orte/haifa/bahai-garten-haifa-israel .
Auch in Akko erfahren wir später, wie eng die Geschichte Baha'u'llahs mit dieser Region verbunden ist - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bahai-Weltzentrum
Weiter geht die Fahrt
zur Höhle des Propheten Elia, als "Höhle" heute kaum noch erkennbar. Kreuzritter, die das Leben des Propheten als Einsiedler imitierten wollten, gründeten hier den Karmeliter-Orden. In der Kapelle ein Hinweis auf Jesaja 35, 2: "Sie wird blühen
und jubeln in aller Lust und Freude. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons. Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, den Schmuck unseres Gottes." Verbunden mit Vers 1 (Die Wüste und Einöde wird frohlocken,
und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.) enthält dieses Wort des Propheten Jesaja wohl eine Weissagung, die über den Geltungsbereich des Karmel-Gebirges weit hinausgeht. Die Kapelle enthält auch Hinweise auf drei Karmeliterinnen,
mit deren Biographien man sich ausführlich beschäftigen sollte: Teresa von Avila, Mirjam Baouardy, Edith Stein.
In Akko angekommen, besichtigen wir die Al-Jazzar-Moschee - https://de.m.wikipedia.org/Wiki/Dschazzar-Pascha-Moschee ,
gehen durch den Souk von Akko und essen in einem kleinen arabischen Restaurant. Akko ist eine bemerkenswerte Stadt, in einem Zeitungsartikel vom 1.April 2017 beschrieben als ein Ort der Toleranz, des friedlichen Zusammenlebens von Arabern und Juden: https://www.welt.de/reise/staedtereisen/article163253940/Warum-hier-Juden-und-Muslime-ohne-Hass-zusammenleben.html
Sonntag, 19. März
Wir fahren am Sonntagmorgen nach Nazareth/Nazerat und besuchen den Ort, an dem Jesus mit seiner irdischen Familie gelebt hat/gelebt haben soll; in der Kirche findet ein Gottesdienst statt, aber wir können in die Kapelle
darunter gehen, Spuren der väterlichen Werkstatt besichtigen. Von Nazareth fahren wir an den See Genezareth/Kinneret und weiter nach Kapernaum, von da zur Brotvermehrungskirche in Tabgha - http://www.israelmagazin.de/israel-christlich/tabgha-brotvermehrungskirche .
Eine wunderschöne Aussicht über den See haben wir dann am Berg der Seligpreisungen - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berg_der_Seligpreisungen , ein bemerkenswerter Ort auch
durch die vielen Zitate aus der Bergpredigt und den Garten mit kleinen Andachtstätten.
Auf der Rückfahrt kommen wir dann an der archäologischen Ausgrabungsstätte von Magdala vorbei, wo es zukünftig noch vieles zu entdecken geben
wird - https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/wissenschaft/2014/04/22/magdala-die-neue-heilige-staette-am-see-genezareth/ .
In einem Zeitungsartikel von Weihnachten 2014 wird Magdala als ein "Geschenk Gottes" für alle Religionen gepriesen - https://www.welt.de/politik/ausland/article135720377/Magdala-ein-Geschenk-Gottes-fuer-alle-Religionen.html .
An unserem letzten Abend in Netanya gelingt es uns nicht, rechtzeitig ein kleines jüdisches Lokal zu erreichen, um Shakshuka zu probieren; wir landen schließlich in einer Pizzeria.
Montag, 20. März
Am letzten Morgen in Netanya
unternehmen wir noch einen Strandspaziergang, der den Abschied schwermacht und den Wunsch nach Rückkehr weckt. Dann geht es in eineinhalbstündiger Autofahrt nach Jerusalem direkt zum arabischen Hotel auf dem Ölberg, das für die nächsten
drei Nächte unsere Schlafstätte sein wird: ein einladener Eingangsbereich, eine schöne Aussicht auf den Ölberg, aber muffige Teppiche auf den Gängen und in den Räumen, ein etwas langweiliges Frühstücksbuffet, dazu die
unmittelbare Nähe einer Moschee mit Weckrufen am frühen Morgen! Wir gehen die Straße hinab nach Gethsemane, vorbei an der Mariengrotte - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mariengrab und
der sog. Verratsgrotte, wo Jesus durch einen Kuss ausgeliefert worden sein soll, und durchs Stefanstor in die Altstadt. Im jüdischen Viertel haben wir dann mit Blick auf den Ölberg gegessen und sind durchs Dungtor zurückgegangen.
Dienstag,
21. März
Wir fahren von Jerusalem in Richtung des Toten Meeres, das auf Hebräisch einfach nur "Jam haMelach" = "Salzmeer" heißt. Am Nullpunkt ist unser erster Stopp; in einem Text im Internet wird er folgendermaßen beschrieben:
"Zwischen Jerusalem und dem Toten Meer liegt der ausgeglichenste Punkt der Erde - 0,0 Meter über und unter dem Meeresspiegel." - https://www.psoriasis-netz.de/allgemein-6-20090507-2029765676 Weiter
geht es dann nach Qumran, mit Spuren von einer Lebens- und Glaubensgemeinschaft, die auch heute noch Rätsel aufgibt. Ein Wort aus den Regeln der Gemeinschaft lautet: "Sie sollen gemeinsam essen, gemeinsam segnen und sich gemeinsam beraten." - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gemeinderegel
und - https://www.qumran.org/js/qumran/hss/1qs (Regel VI, 3). Nachdem wir einen kleinen Hügel aus Steinen errichtet haben, den wir beim nächsten Besuch wieder anzutreffen hoffen, fahren
wir weiter nach Ejn Gedi, gehen von Wasserfall zu Wasserfall das ganze Tal hinauf.
Besonders beeindruckend ist dann der Besuch der Festung Masada; wir fahren mit der Seilbahn, blicken von oben aufs Tote Meer und auf die Umrisse der Heerlager der römischen
Belagerer. Auf der Rückfahrt nach Jerusalem wollen wir im Toten Meer baden, aber wir sind zu spät. Abends essen wir dann am alten Bahnhof in Jerusalem.
Mittwoch, 22. März
Am frühen Morgen gehen wir vom Ölberg über
den jüdischen Friedhof und durchs Kidrontal und das Dungtor zur sog. "Klage"mauer, die auf Hebräisch weit weniger pathetisch nur schlicht und einfach "hakotel hama'arawi" = "Westmauer" oder einfach nur Kotel heißt. Von dort gehen wir zum Gartengrab,
das einfach ein schöner Garten ist mit Bibelworten und Andachtsstätten und einem leeren Grab, in das man hinein- und auch wieder hinausgehen kann. Auf dem Weg zur Grabeskirche finde ich auf der Straße ein Programm zur Feier der Wiedereröffnung
der restaurierten Aedicula, der Kapelle über dem Grab, in der Grabeskirche, die ausgerechnet an diesem Morgen stattfindet - https://www.domradio.de/themen/weltkirche/2017-03-15/jerusalemer-grabeskirche-vor-der-wiedereroeffnung.
Der Besuch der Grabeskirche und Souvenir-Einkauf in der Altstadt sind derart anstrengend, dass wir uns davon durch ein Essen in einem armenischen Restaurant an der Via Dolorosa erholen müssen. Danach gehen wir noch durchs Zionstor zum Coenaculum
(angeblicher Raum für das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern) und zum angeblichen Davidsgrab. Zurück geht es wieder durchs Dungtor und über den Friedhof hinauf auf den Ölberg.
Am Abend fahren wir mit Rotwein und einer alten
Legende auf den Ölberg und blicken auf die Stadtmauer von Jerusalem und das zugemauerte Tor der Barmherzigkeit (Scha'ar haRachamim) - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Tor_(Jerusalem) .
Und ich verlese die alte Sage im jiddischen Original:
"Af'n mokem mikdosch schtejt izter a terkischer bejss-haknessess. Kejn anderer wi a terk tor dorten nit arajngejn. Ober fun desstwegen sanen andere arajngegangen un gesen. Is dorten hengt in der
luften der ewen-ha-schessio fun bejss-hamikdosch. Ongebonden is er nit, nor er hengt in der luften in miten haus. Un ale tog losst sich der schtejn arop als nideriker zu der erd. Un as der schtejn wet sach aroplosen zu der erd, wet komen Moschiach. Di terken
wejssen doss êjch. Ober sej wilen doch nit lajden, Moschiach sol kumen, -- is woss tuen sej? Schtupen sej ale tog dem schtejn zurik in der hêjch. Ober fundesstwegen helft doss nit, un der schtejn wert fort mit jeden tog nideriker. Me sogt, as er
hengt schêjn gor niderik. Moschiach darf kumen frajtag farnacht durch'n Jaffaer têjer in Jeruschlajim. Is woss tuen di terken? Ale frajtig noch halben tog farmachen sej dem Jaffaer têjer. Ober bis Moschiach wet kumen, wet der têjer
weren asej opgeriben, as er wet sach nit kenen gut farmachen." - nach: Rosinkess mit Mandlen, Aus der Volksliteratur der Ostjuden - Schwänke, Erzählungen, Sprichwörter und Rätsel - Gesammelt von Dr. Immanuel Olsvanger, Basel 1931; Worterklärungen:
mokem mikdosch = Tempelplatz; bejss haknessess = Bethaus, gemeint ist die Omar-Moschee; ewen-ha-schessio = Eckstein; bejss-hamikdosch = Tempel; Moschiach = Messias; fort = dennoch; têjer = Tor.
In einer anderen Version, die mir als Kopie
ohne Quellenangabe vorliegt, ist die Legende folgendermaßen in deutscher Sprache wiedergegeben: "Wo sich früher der Tempel befand, dort steht jetzt eine Moschee. Niemand außer einem Moslem darf da hinein. Trotzdem sind auch schon andere hineingegangen
und haben sie angeschaut. Eben dort hängt in der Luft ein Eckstein vom früheren Tempel. Er ist nicht irgendwie angebunden, sondern hängt mitten in der Kuppel in der Luft. Und täglich kommt dieser Stein etwas weiter herunter. Wenn er schließlich
am Boden angelangt sein wird, dann kommt der Messias. Das wissen auch die Araber. Aber sie wollen doch nicht, daß der Messias kommt --was machen sie also? Tag für Tag stoßen sie den Stein wieder zurück in die Höhe. Das hilft aber
nichts, und der Stein kommt immer weiter herunter. Man sagt, daß er schon recht niedrig hänge. Der Messias wird Freitag abend durchs Jaffa-Tor nach Jerusalem kommen. Was machen also die Araber? Jeden Freitag nachmittag schließen sie das Jaffa-Tor.
Aber bis dann der Messias kommt, wird das Tor schon so abgenützt sein, daß es nicht mehr gut schließt." - Immanuel Olsvanger, Geschichte vom Messias (Aus dem Jiddischen)
Mit dieser Geschichte einer trotzigen Erlösungssehnsucht
ging unser letzter gemeinsamer Abend in Jerusalem zu Ende.
Donnerstag, 23. März
Nachdem Horst uns in der Nähe des Jaffa-Tores abgesetzt hatte, sind wir die Jaffa Road in Richtung Jerusalemer
Neustadt gegangen und haben unser Gepäck im Quartier für die nächsten drei Tage abgestellt. Danach zurück zum Jaffa-Tor und um elf Uhr an einer zweistündigen Führung im Museum zur Stadtgeschichte am Davidsturm teilgenommen. Nachmittags
haben wir uns dann das Treiben auf der Ben Jehuda angeschaut und in einem brasilianisch-jüdischen Restaurant in der Nähe unseres Quartieres gegessen.
Freitag, 24. März
Karten abgeschickt von der Post,